Selbstreflektion bedeutet die Bereitschaft und Fähigkeit, sich selbst zwar ungeschönt, aber doch wohlwollend zu betrachten und kennen zu lernen. 😊
Das führt im besten Fall zu Selbsterkenntnis und Selbstverständnis …( von Selbstliebe spreche ich hier und heute mal noch nicht, denn DAS ist eine GANZ andere Liga 😉… )
Viele verwechseln leider Selbstreflektion mit Selbstkritik und Selbstzerfleischung und denken, wenn sie sich selbst regelmässig fertig machen, seien sie reflektiert.
Eine Reflektion ist eine Spiegelung.
Und eine Spiegelung ist eine wertfreie 1:1-Abbildung des Originals… nicht vergrössert… nicht verkleinert… nicht beschmutzt und nicht mit Glitzer drauf – schlicht eine Bestandes-Aufnahme:
SO IST DAS JETZT.
Ja, SO ist das jetzt.
Ja, so IST das jetzt.
Ja, so ist DAS jetzt.
Ja, so ist das JETZT
Selbstreflektion bedingt also auch Selbstehrlichkeit
Allerdings sehen wir – wenn wir in einen Spiegel schauen – nur unsere Vorderseite… also nur 180 Grad… sprich: nur die Hälfte der Realität.
Daher ist meiner Meinung nach ernsthafte Selbstreflektion am sinnvollsten und einfachsten mit einem Gegenüber möglich – und auch hier gilt wieder massgeblich: mit einem WOHLWOLLENDEN Gegenüber, dass auch die blinden Flecken sieht und wertschätzend benennen kann.
WAS SOLL SELBSTREFLEKTION BRINGEN?
Das ist einfacher zu verstehen, wenn wir erst die Frage beantworten, was wir vermeiden, wenn wir einer Selbstreflektion ausweichen:
Dann sehe ich alle Probleme nur im Aussen und habe KEINE Möglichkeit, darauf Einfluss zu nehmen. Denn ich blende dann meinen Anteil und damit meinen Einfluss einfach aus. Das bringt mich in Unzufriedenheit, Abhängigkeit und manchmal auch selbstgemachte Ohnmacht und Wut. Dies wiederum schürt mit der Zeit meinen Hass auf die Menschen, die Welt und letztendlich auch auf mich selbst auf Grund meiner eigenen Unzulänglichkeit.
Das ist, als ob ich einen Fleck auf meiner Brille habe und fest überzeugt bin, dass jeder Mensch, den ich sehe, einen Fleck im Gesicht hat.
Das Aussen ist unser Spiegel. Und nicht immer ist das Problem im Aussen wirklich ausserhalb von uns. Denn es kann gut sein, dass ich ein Problem mit meinem Chef habe und alle anderen Mitarbeiter kommen bestens mit ihm aus.
Wie kann das sein?
Weil ich 50% der Chef-Lilly-Beziehung bin.
Vielleicht erinnert er MICH durch sein Aussehen an jemand, den ich nicht mag?
Vielleicht erinnert MICH sein Tonfall an jemand, der mir einmal Angst gemacht hat?
Vielleicht erinnert MICH sein Blick an jemand, der mich früher gerne erniedrigt hat?
Mit all dem hat mein Chef dann nicht wirklich viel zu tun… und es ist ihm weder bewusst noch seine Absicht, all das bei mir auszulösen.
Er drückt einen alten, BESTEHENDEN Knopf bei mir. Und dieser Knopf ist MEINER.
Solchen Knöpfen kann ich durch Selbstreflektion auf die Spur kommen und sie von undienlichen, alten Verknüpfungen lösen.
Hilfreiche Fragen dafür sind:
Woran erinnert mich das (dieses Verhalten/diese Situation/dieser Mensch)❓
Woher kenne ich das❓
Was macht das mit mir❓
Wie ermögliche ich das❓
Was trage ich dazu bei, dass das möglich ist❓
Und dabei geht es nicht um Schuld 😔, sondern um Beteiligung – um MEINEN Anteil.
Es geht hier trotzdem nicht um das Gutheissen von jedem respektlosen oder schädigenden Verhalten anderer.
Es geht um Eigenverantwortung und manchmal auch Selbstschutz, indem ich mich von Menschen distanziere, die mir nicht (mehr) gut tun.
WARUM sie mir nicht gut tun, darf ich deswegen trotzdem gerne anschauen, um es in Zukunft vermeiden zu können, dass ich die selbe Lektion in Form eines ähnlichen Menschen noch einmal in mein Leben ziehe.
Selbstreflektion hilft uns also, alte Muster nicht in der endlos Schleife zu wiederholen.
Selbstreflektion hilft uns, aus der Opferrolle auszusteigen und Verantwortung für unser Lebens zu übernehmen.
Selbstreflektion hilft uns, uns besser zu verstehen und dadurch weniger zu verurteilen.
Denn wir handeln IMMER aus guten – wenn auch oft veralteten – Gründen so. Leider nicht immer mit guten Ergebnissen, wie wir alle wissen.
Vor allem dann, wenn wir nicht agieren, sondern re-agieren.
Wenn wir nicht FÜR uns, sondern GEGEN jemand oder etwas sind.
Um diesen Handlungs-Motiven auf die Spur zu kommen, ist Selbstreflektion ein sehr hilfreiches Werkzeug.
Und jetzt wünsche ich Dir viele spannende Erkenntnisse dabei, Dich selbst zu reflektieren 😊😊😊